Grenzenlose Harmonie
Wenn besondere Anlässe und Feiertage nahen, beschleicht mich oft ein mulmiges Gefühl. Im Kreise der Familie zu sein, ist für mich eine besondere Herausforderung. Wenn gute Laune, nettes Beisammensein und grenzenlose Harmonie erwartet werden, dann schrillen bei mir die Alarmglocken. Und was Harmonie bedeutet, ist für die meisten sowieso etwas anderes. Manche möchten reden (am liebsten nur sie), andere lieben Gesellschaftsspiele oder es wird gleich der Fernseher angeschaltet.
Im Augenblick zu leben, bedeutet natürlich, jedem Moment eine neue Chance zu geben. Es kann auch anders kommen als erwartet. Doch irgendwie schwingen bei mir all die unguten Erinnerungen an die vergangenen Familienfeste mit. Und was ich daraus gemacht habe.
Die entscheidende Frage ist aus meiner Sicht: Wie möchte ich das Zusammensein im Kreise der Familie gestalten? Möchte ich dieses Jahr überhaupt dabei sein? Ist keine einfache Übung, ich weiß. Noch spannender ist natürlich, diese Frage in einer gemeinsamen Runde, zum Beispiel beim Essen, in den Raum zu werfen. Das birgt eine Menge Risiken, um nicht zu sagen Sprengstoff. Da können Meinungen, ja Welten aufeinander prallen.
Es gibt eine Grenze, wo Zurückhaltung aufhört, eine Tugend zu sein. – Edmund Burke
Manchmal ernten wir vielleicht auch nur verständnislose Blicke. “Wie, wozu ich Lust habe?” oder “Wir haben es doch immer so gemacht.” Viele können spontan nicht einmal sagen, worauf sie Bock haben. Da wird einfach das Standardprogramm herunter gespult. Oder das gemacht, was die anderen wollen. Nett sein, grinsen, essen und ein wenig Small Talk.
Das Problem bei diesen Veranstaltungen ist wohl die Vorstellung von grenzenloser Harmonie. Doch ohne Grenzen wird es wohl nichts mit Harmonie. Und dieser Grenzen darf ich mir bewusst werden und sie aussprechen, aufzeigen und leben. In manchen Familien grenzt das beinahe an Anarchie.
Aber ich kann doch zu Weihnachten, dem Fest der Liebe, nicht anfangen zu stänkern. Die Frage ist nur, was das mit Liebe zu tun hat, wenn keiner sich traut, seine Meinung zu sagen. Sie mögen die Sahnetorte Ihrer Tante nicht? Sie hassen den Fressmarathon über mehrere Tage? Nun ja, wir können Duckmäusern, uns klein machen und die ganze Zeremonie jedes Jahr aufs neue durchstehen. Selbstverantwortung dürfte das allerdings nicht sein. Und nach einem Fest der Freude hört sich das auch nicht an.
Ja, ja, Sie denken jetzt, der hat gut reden. Meine Familie ist anders, da geht das nicht so einfach. Oder vielleicht fange ich damit nächstes Jahr an. Natürlich ist jede Konstellation, jede Geschichte besonders. Die Problematik ist allerdings die gleiche. Indem wir nicht sagen, was uns wichtig ist und unklare Grenzen kommunizieren, werden solche Veranstaltungen irgendwann zur Farce.
Wenn du damit beginnst, dich denen aufzuopfern, die du liebst, wirst du damit enden, die zu hassen, denen du dich aufgeopfert hast. – Bernhard Shaw
Vor allem steigt die innere Spannung, das Unwohlsein, die Wut, je mehr wir herunter schlucken. Und irgendwann platzt einem der Kragen. Sie kennen das vielleicht. Wir rasten wegen irgendeiner Kleinigkeit aus. Und keiner versteht dann so richtig, worum es eigentlich geht. Warum also nicht gleich Klartext reden.
Fangen Sie am besten wie immer mit kleinen Schritten an. Hier ein “Nein”, dort ein “heute nicht”. Gewohnheiten zu verändern, bedarf Zeit. Vor allem wenn Ihr Verhalten die Gewohnheiten anderer Menschen berührt. Sie werden wahrscheinlich kein Beifall ernten, sondern eher fragende, strafende Blicke. Wenn Sie Pech haben, ist Ihr Einwand der Funke, der die ganze aufgestaute Spannung zur Entladung bringt.
Vielleicht haben Sie aber auch Glück und ein paar Gleichgesinnte befinden sich in der Runde. Denen die Sahnetorte ebenfalls nur vom Anschauen schwer im Magen liegt. Die es hassen, jeden Jahr die gleichen Stories zu hören.
Lange Zeit war ich ein netter Mensch. Das Problem war nur, dass ich mich irgendwann nicht mehr leiden konnte. Stets der Nette sein und gleichzeitig sich treu zu bleiben, geht nicht. Also heisst es, Stellung zu beziehen. Und manche Situationen kann ich sogar vorab üben.
“Möchtest Du noch ein Stück von meinem selbstgebackenem Kuchen?”
“Nein.”
“Wieso! Du hast erst zweimal zugelangt.”
“Ich bin satt.”
“Ich kann doch den ganzen Kuchen nicht wieder mit nach Hause nehmen … ”
Schweigen
“Sonst hast Du immer viel mehr gegessen.”
Schweigen und freundliches Lächeln
“Ich verstehe das nicht. Magst Du meinen Kuchen nicht mehr?”
Ich bin einfach satt. Möchtest Du, dass ich trotzdem weiter esse?
So ähnlich könnte es ablaufen. Und wahrscheinlich sind Sie noch viel kreativer. Und das Beste kommt natürlich zum Schluss. Wenn die Feier zu Ende ist, sagen Sie: Das fand ich diesmal richtig harmonisch. Natürlich nur, wenn Sie ein paar Mal Klartext geredet haben …
www.entspannung-im-hof.at
Im Augenblick zu leben, bedeutet natürlich, jedem Moment eine neue Chance zu geben. Es kann auch anders kommen als erwartet. Doch irgendwie schwingen bei mir all die unguten Erinnerungen an die vergangenen Familienfeste mit. Und was ich daraus gemacht habe.
Die entscheidende Frage ist aus meiner Sicht: Wie möchte ich das Zusammensein im Kreise der Familie gestalten? Möchte ich dieses Jahr überhaupt dabei sein? Ist keine einfache Übung, ich weiß. Noch spannender ist natürlich, diese Frage in einer gemeinsamen Runde, zum Beispiel beim Essen, in den Raum zu werfen. Das birgt eine Menge Risiken, um nicht zu sagen Sprengstoff. Da können Meinungen, ja Welten aufeinander prallen.
Es gibt eine Grenze, wo Zurückhaltung aufhört, eine Tugend zu sein. – Edmund Burke
Manchmal ernten wir vielleicht auch nur verständnislose Blicke. “Wie, wozu ich Lust habe?” oder “Wir haben es doch immer so gemacht.” Viele können spontan nicht einmal sagen, worauf sie Bock haben. Da wird einfach das Standardprogramm herunter gespult. Oder das gemacht, was die anderen wollen. Nett sein, grinsen, essen und ein wenig Small Talk.
Das Problem bei diesen Veranstaltungen ist wohl die Vorstellung von grenzenloser Harmonie. Doch ohne Grenzen wird es wohl nichts mit Harmonie. Und dieser Grenzen darf ich mir bewusst werden und sie aussprechen, aufzeigen und leben. In manchen Familien grenzt das beinahe an Anarchie.
Aber ich kann doch zu Weihnachten, dem Fest der Liebe, nicht anfangen zu stänkern. Die Frage ist nur, was das mit Liebe zu tun hat, wenn keiner sich traut, seine Meinung zu sagen. Sie mögen die Sahnetorte Ihrer Tante nicht? Sie hassen den Fressmarathon über mehrere Tage? Nun ja, wir können Duckmäusern, uns klein machen und die ganze Zeremonie jedes Jahr aufs neue durchstehen. Selbstverantwortung dürfte das allerdings nicht sein. Und nach einem Fest der Freude hört sich das auch nicht an.
Ja, ja, Sie denken jetzt, der hat gut reden. Meine Familie ist anders, da geht das nicht so einfach. Oder vielleicht fange ich damit nächstes Jahr an. Natürlich ist jede Konstellation, jede Geschichte besonders. Die Problematik ist allerdings die gleiche. Indem wir nicht sagen, was uns wichtig ist und unklare Grenzen kommunizieren, werden solche Veranstaltungen irgendwann zur Farce.
Wenn du damit beginnst, dich denen aufzuopfern, die du liebst, wirst du damit enden, die zu hassen, denen du dich aufgeopfert hast. – Bernhard Shaw
Vor allem steigt die innere Spannung, das Unwohlsein, die Wut, je mehr wir herunter schlucken. Und irgendwann platzt einem der Kragen. Sie kennen das vielleicht. Wir rasten wegen irgendeiner Kleinigkeit aus. Und keiner versteht dann so richtig, worum es eigentlich geht. Warum also nicht gleich Klartext reden.
Fangen Sie am besten wie immer mit kleinen Schritten an. Hier ein “Nein”, dort ein “heute nicht”. Gewohnheiten zu verändern, bedarf Zeit. Vor allem wenn Ihr Verhalten die Gewohnheiten anderer Menschen berührt. Sie werden wahrscheinlich kein Beifall ernten, sondern eher fragende, strafende Blicke. Wenn Sie Pech haben, ist Ihr Einwand der Funke, der die ganze aufgestaute Spannung zur Entladung bringt.
Vielleicht haben Sie aber auch Glück und ein paar Gleichgesinnte befinden sich in der Runde. Denen die Sahnetorte ebenfalls nur vom Anschauen schwer im Magen liegt. Die es hassen, jeden Jahr die gleichen Stories zu hören.
Lange Zeit war ich ein netter Mensch. Das Problem war nur, dass ich mich irgendwann nicht mehr leiden konnte. Stets der Nette sein und gleichzeitig sich treu zu bleiben, geht nicht. Also heisst es, Stellung zu beziehen. Und manche Situationen kann ich sogar vorab üben.
“Möchtest Du noch ein Stück von meinem selbstgebackenem Kuchen?”
“Nein.”
“Wieso! Du hast erst zweimal zugelangt.”
“Ich bin satt.”
“Ich kann doch den ganzen Kuchen nicht wieder mit nach Hause nehmen … ”
Schweigen
“Sonst hast Du immer viel mehr gegessen.”
Schweigen und freundliches Lächeln
“Ich verstehe das nicht. Magst Du meinen Kuchen nicht mehr?”
Ich bin einfach satt. Möchtest Du, dass ich trotzdem weiter esse?
So ähnlich könnte es ablaufen. Und wahrscheinlich sind Sie noch viel kreativer. Und das Beste kommt natürlich zum Schluss. Wenn die Feier zu Ende ist, sagen Sie: Das fand ich diesmal richtig harmonisch. Natürlich nur, wenn Sie ein paar Mal Klartext geredet haben …
www.entspannung-im-hof.at