Donnerstag, 12. Februar 2015

Schmerz ist ein Übel, aber er hat auch gute Seiten





Schmerz ist an sich keine angenehme Erfahrung. Vor allem wenn er länger anhält ist er extrem kräftezehrend und zermürbend. Doch Schmerz hat durchaus auch eine positive Wirkung. Davon können all jene ein Lied singen, die mit ihren Leiden auf meiner Matte lagen (-;
Was also ist diese vermeintlich positive Seite von Schmerz?


Schmerz ermöglicht Kontrolle!
Klingt im ersten Moment ein wenig verkehrt, weil wir uns dem Schmerz ja so ausgeliefert fühlen. Doch Schmerz aktiviert einen vom cingulären Kortex ausgehenden Hirnschaltkreis, der auch für die kognitive Kontrolle zuständig ist. Klingt unverständlich, ist es aber nicht (-; Als Überlebensreflex unterbricht Schmerz sämtliche Überlegungen und Tätigkeiten, mit denen wir ansonsten gerade so beschäftigt sind. Und das kann eben auch bedeuten er unterbindet Grübeln und nutzlose Selbstbespiegelungen. Ja, der physische Schmerz rückt sogar den emotionalen Schmerz wie z.B. Liebeskummer, Kränkungen, Selbstzweifel, in den Hintergrund. In Experimenten waren Probanden, die Schmerz ausgesetzt waren, besser in der Lage, ihre Gefühle zu regulieren.


Schmerz erdet!
Das Selbstbild, ansonsten ein aufgeblähtes Kontrukt aus dem was wir gesellschaftlich können und haben, schrumpft zusammen zu einem Kern aus existentieller Empfindung. Der Identitätsbalast wird vorübergehend abgeschüttelt, man geht zurück auf null, und kann sich von dort aus ev. neu erfinden. Diesen Zweck haben auch kulturelle Initiationsriten, die ja oft Schmerzen und Entbehrungen beinhalten. Es mag uns nicht sympathisch sein, aber den Schmerz umweht auch etwas Heroisches. Im Mittelalter demonstrierten Flagellanten mit ihrer Selbstzüchtigung, wie stark ihre Selbstbeherrschung und damit auch ihr Glaube war. Schmerzen würdevoll ertragen zu können verleiht Stolz und festigt das Selbstwertgefühl. Ich bin der Meister meines Schmerzes und stehe über ihm! Im Fall von Selbstverletzungen folgt allerdings der Katzenjammer auf dem Fuße und all die Wunden wecken eher Scham als Stolz. Es gibt gesellschaftlich sehr anerkannte Formen an Qualen zu wachsen. Anstrengender Sport ist eine davon.
Es mag zynisch klingen, aber Schmerz hat auch eine euphorische Komponente. Davon können Marathonläufer Lieder singen (-; Als Kampf- oder Fluchtreaktion steigert er die körperlich/seelische Mobilmachung, das arousal. Man leidet zwar Qualen, doch fühlt man sich dabei lebendig und vital. Nicht von ungefähr wird der Schmerz von denen, die drauf stehen, als Stimulanz zur Steigerung der Lust eingesetzt.


Es liegt mir fern, Schmerz zu verniedlichen. Im Gegenteil. Ich finde Schmerz sehr wichtig um an ihm zu wachsen. Alleine der Umstand ihn zuzulassen, auszuhalten und durch ihn durchzugehen erfordert Mut und Stärke. Aber dann ist er etwas an dem man wachsen kann, und auch ein sehr heilsamer Begleiter oder Wegweiser.


Schau auf dich! (-:


www.entspannung-im-hof.at
(Textteile aus Psychologie heute 02/15)





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