Montag, 11. Mai 2015

Was haben Verspannungen im Rücken mit der Seele gemeinsam? Den Psoas!



Körper und Psyche. Ein Thema das immer mehr Beachtung findet und dennoch eigentlich immer noch zu wenig. Dass Stress Spuren im Körper hinterlässt wissen wir, doch ist es oft sehr schwer sie dann zuzuordnen. Und wir wollen im Grunde immer wissen wo etwas herkommt, denn dann ist es "greifbarer" und nehmbarer. Wenn ich mich eine Zeitlang übernommen habe und dann mit einem grippalen Infekt im Bett liege, kann ich das recht gut zuordnen. Bei Rückenschmerzen wird's da schon schwieriger.  Dabei ist recht oft der musculus psoas major, der grosse Lendenmuskel, liebevoll auch einfach Psoas genannt der Übeltäter. Ein Muskel, der recht direkt auf die Psyche wirkt und Schmerzen verursacht, die gerne und oft an einen Bandscheibenvorfall denken lassen.


Wilfried Ehrmann, Psychotherapeut aus Wien hat dem Psoas einen Artikel gewidmet und bringt die Thematik wunderbar auf den Punkt. Hier seine Zeilen:


Wer nie Anatomie studiert hat, wird sie nicht kennen, die Psoas-Muskelgruppe. Sie verläuft im unteren Rückenbereich und verbindet den Oberkörper mit dem Becken. Sie sorgt für eine Menge wichtige Dinge: Aufrechten Gang, gerade Schultern, die Stellung der Beine und der Wirbelsäule. Wir ‘benutzen’ sie nicht nur völlig unbewusst, wir nehmen ihre Verspannung auch nur indirekt wahr:
Verspannungen in diesem Bereich wirken sich auf das Zwerchfell und damit auf die Atemfunktion aus, werden an den Rumpf weitergegeben und können zu Schmerzen im oberen Rücken und im Schulterbereich führen.

Der Zusammenhang zwischen Atmung und Körperhaltung, den der Psoas herstellt, wird auch dadurch illustriert, dass sich in der Evolution das Gehen auf Land und die Atmung zur gleichen Zeit entwickelt haben. Entspannende und lockernde Übungen mit den Lendenmuskeln führen deshalb auch zu einem dynamischeren Beckenboden und einer freieren Atmung sowie zu einem geerdeten, stabilen Körpergefühl.
Aus der tibetischen Tradition erfahren wir, dass der Lendenmuskel letztendlich die Quelle des Egos sei. Die Arbeit mit dem Psoas kann zur Konfrontation mit den Themen Festhalten und Fixierung führen.

Darüber hinaus spielen diese Muskeln eine wichtige Rolle bei der Traumaspeicherung und Traumaheilung, so die Entdeckung von David Berceli. Die Lendenmuskeln „gelten als die Kampf-Flucht-Muskeln des menschlichen Körpers. Diese primitiven Muskeln halten wie ein Posten Wache, um das Schwerkraftzentrum des Körpers zu schützen, das sich vor dem 3. Lendenwirbel befindet. Diese Muskeln verbinden den Rücken mit dem Becken und den Beinen. Während einer jeden traumatischen Erfahrung werden die Psoas-Muskeln zusammengezogen. Um die physischen Traumakontraktionen zu heilen, müssen diese tiefsitzenden Muskeln ihre schützende Spannung loslassen und zu einem entspannten Zustand zurückkehren. Es ist allgemein bekannt, dass nach besonders dichten, stressigen oder traumatischen Erfahrungen die Menschen durch eine Massage, ein heißes Bad oder durch Übungen das Trauma auflösen und den Körper in einen gesunden Zustand bringen können. Das ist jedoch nicht der Fall, wenn es zu traumatischen Verspannungen in den Psoas-Muskeln kommt. Die Fähigkeit unseres Körpers, die Spannung in diesen Muskeln loszulassen, hat sich als Folge unseres Sozialisierungsprozesses vermindert.

Es geschieht häufig, dass angespannte und sogar beschädigte Psoas-Muskeln starke Schmerzen im unteren Rücken bewirken. Das geschieht sehr häufig bei Opfern von sexuellem Missbrauch. Oft wird übersehen, dass beim Zusammenziehen der Muskeln, wodurch der Körper nach vorne gezogen wird, sekundäre Muskelkontraktionen ausgelöst werden, die den Körper nach hinten ziehen, um den Körper aufrecht zu halten. Diese gegensätzlichen Spannungen führen dazu, dass die Lendenwirbelsäule kontrahiert wird, während sie die unteren Wirbel zusammenziehen. Damit entsteht eine Wirbelsäulenkomprimierung, die sich auf längere Sicht störend auswirken kann. Lang genug in dieser Spannung gehalten, wird dieser Zug schließlich auch sekundäre Schulter- und Nackenschmerzen verursachen.“
(…)
„Das Zittern (eines Fluchttieres nach überstandener Gefahr) ist ein natürlicher Körperprozess, bei dem die überschüssige Energie zeitgleich mit ihrer Entstehung entladen wird.

Als Menschen verfügen wir über den gleichen Mechanismus. Zu unserem Nachteil haben wir ihn jedoch behindert oder stillgelegt. Beispielsweise versuchen wir bewusst, uns nicht zu schütteln, wenn wir nervös oder überspannt werden, weil wir nicht schwach oder ängstlich erscheinen wollen. Diese Egokontrolle bringt den Körper und den Verstand in einen Konflikt. Der Körper will sich schütteln, um die überschüssige Energie zu entladen, aber der Verstand verweigert die Zustimmung. Üblicherweise gewinnt der Verstand, und der Körper muss dann einen anderen Weg finden, um mit der hocherregten Ladung umzugehen. Er macht das so, dass der Muskel angespannt und diese überschüssige Ladung festgehalten wird. Die Körpermuskeln spannen sich an und halten an der Überschussladung fest, bis später einmal die Erlaubnis zum Loslassen kommt. Wenn sie diese Chance nicht bekommen, erzeugen diese kontrahierten Muskeln einen chronischen Spannungszustand im Körper. Hierin liegt einer der Wurzeln der PTBS (posttraumatischen Belastungsstörung). Wenn die Muskeln, die beim Trauma zusammengezogen wurden, diese hohe Ladung kurz nach dem Trauma nicht loslassen, werden sie immer wieder versuchen, das zu einem späteren Zeitpunkt zu tun, um dem Körper wieder Ruhe zu geben.

Posttraumatische Reaktionen werden durch verbliebene nicht entladene Aufregungen bewirkt, die zum Zeitpunkt des Ereignisses entstanden sind. Wenn dieser hohe Erregungszustand an der Entladung im Körper gehindert wird, bleibt er in einer bio-neural-physikalischen Schleife gefangen, die ein zwanghaftes Wiederholungsverhalten bewirkt. Bevor nicht der Körper die Spannung ausschüttelt, wird der Körper dieses chronische Spannungsmuster von Schutz und Verteidigung immer wieder wiederholen. Eine Hauptkomponente der erfolgreichen Traumaheilung liegt in der Aktivierung des natürlichen Loslass-Mechanismus, der dem Körper signalisiert, dass er zu einem Zustand von Ruhe und Erholung zurückkehren kann.

Bei allen Menschen sollte sich nach dem Ende des Traumas das Nervensystem natürlich aktivieren und beginnen, alle von der traumatischen Episode verbliebenen Stresshormone oder Spannungen auszuschütteln. Dieses Schütteln sendet ein Signal an das Gehirn mit der Information, dass die Gefahr vorbei ist und dass es den Alarmzustand abschalten sollte. Wenn sich das Nervensystem selber nicht aktiviert, bleibt der Körper in einer Art von Kurzschlussschleife, bei der das Gehirn weiterhin glaubt, dass die Gefahr weiterbesteht, und gibt deshalb dem Körper den Befehl, in einem Zustand von Bereitschaft und Alarm zu bleiben.

Der Zwerchfellmuskel trägt zusätzlich zur Verspannung in diesem Bereich bei. Der Psoas-Muskel überlagert die Darmbein- und Zwerchfellmuskeln entlang des Rückenmarks. Zusammen bilden sie ein verbundenes System von Brustkorb, Becken und Beinen. Weil das ein solcher strategischer Schutzbereich ist, findet sich auch die größte Zahl von sympathischen Nerven (Kampf- oder Fluchtnerven) in dieser Gegend des Körpers.“
(David Berceli: Trauma Releasing Exercises. Book Sourge 2005, 13 -14; 16)

Eine bestimmte Reaktion auf traumatische Erlebnisse ist bei den Menschen überall auf der Welt dieselbe – ein neurologisch bedingtes ‘Zittern’, in der Bandbreite von leicht bis stark, immer beginnend in den Beinen und dem unteren Rücken und Beckenbereich.

Spezielle Übungen, die von David Berceli entwickelt wurden, lösen zuerst einmal eine akute oder chronische Muskelverkrampfung in den Psoas-Muskeln, die wir nicht bewusst steuern können, und wirken sich dann auch lösend auf die Reste von traumatischen Erfahrungen aus, die in den Muskeln gespeichert sind. David Berceli hat diese Übungen mit Erfolg in vielen Kriegsgebieten angewendet, um den traumatisierten Menschen die Folgen ihrer schrecklichen Erfahrungen zu erleichtern.


Auch im Yoga spielt der Psoas eine tragende Rolle. Gezielte Asanas helfen Blockaden im Beckenbereich zu lindern und diesen zu öffnen. Dieser Muskel ist aber ein tiefliegender und schwer "greifbarer". Also genau das richtige für Nuad. Schon die alten Thais wussten um die Wichtigkeit dieser Muskelgruppe. Dementsprechend kann Nuad sehr gezielt bei diesen Blockaden helfen. Nicht selten stellen sich bei Sitzungen dieser Art bei den Klienten Bilder im Kopf ein .. Sätze wie "sehr komisch, ich musste gerade an meinen Ex denken" sind in diesem Zusammenhang nicht selten.


Solltest du also Schmerzen in dieser Region haben und deine Orthopäden nichts organisches finden, denk ein wenig ums Eck und denk an den Psoas (-:


Hab einen feinen Tag! Scahu auf dich und tu dir Gutes (-:
Sending good and sunny vibes (-:


www.entspannung-im-hof.at

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