Mittwoch, 14. Dezember 2016

Warum positives Denken in Krisenzeiten kein Glücklichmacher ist



"Denk positiv" ist generell ein Ansatz den ich mag. Zu diesem Thema gibt es Ratgeber wie Sand am Meer. Dazu passende Affirmationen und wenn man will einen täglich neuen Ansatz.
Die meisten arbeiten nach dem Motto "du erschaffst dir deine Welt, wenn du nur positiv denkst wird alles gut".

Was machen wir dann aber mit den negativen Gedanken? Mit dem in uns brodelnden Zorn und der Wut, die nie gelebt werden durfte?

Ich nehme jetzt mal die Frauen meiner Generation. Wenn ich so einen Blick auf die Themen der Klientinnen meines Alters werfe, ziehen sich Themen durch wie ein roter Faden. Themen ziehen sich durch jedes Leben, aber die roten Fäden der Frauen meines Alters wurden sehr sehr häufig aus der Wolle des selben Schafes gesponnen. Wir haben Mütter die die Nachkriegszeit erlebt haben. Eine Zeit, die im Moment ein wenig hochstilisiert wird. Rein wirtschaftlich gesehen war sie sicher interessant. Es war eine Zeit des Aufbaus. Aufbau ist immer fein, weil Neues entsteht .. weil Dinge auf eine gute Art in Bewegung sind. Aber es gibt Schattenseiten. Wenn die Menschheit so sehr damit beschäftigt ist sich ein Nest zu schaffen, ein Haus zu bauen, bleiben Dinge wie Zeit für die Kinder auf der Strecke. Unsere Mütter hatten Mütter die mit Aufbau beschäftigt waren. Mütter, die ihre Männer im Krieg verloren hatten, auch wenn sie teilweise wieder retour kamen. Körperlich ... Es war eine Generation alleinerziehender Mütter unter verschärften Bedingungen. Die meisten hatten einige Kinder zu versorgen. Kein Geld, wenig zu essen. Unter diesen Bedingungen wurden unsere Mütter groß. Manche konnten sich mit diesen Themen gut arrangieren, viele gingen total unter und haben sich bis heute nicht wirklich erfangen. Die haben dann vorrangig Themen im Außen. Da geht's dann um finanzielle Sicherheiten, um Prestige. Gefühle haben da wenig Platz. "Sei nicht so zimperlich, wir mussten damals..." oder "Ein Job muss keinen Spaß machen, er muss dich versorgen", "Du kannst dich doch nicht von deinem Partner trennen, das macht man nicht, wie willst du denn blabla" .. Es gibt so viele Beispiele und ich bin sicher du kannst diese Liste bis ins Unendliche weiterführen.

Jetzt bist du Kind einer Mutter dieser Zeit. Oft einer Mutter die kreuzunglücklich mit ihrer Situation ist. Was sie natürlich verdrängt weil Veränderung ja nicht machbar und möglich ist. Einer Mutter, die sich eigentlich nie spüren durfte. Denn dafür ist ja kein Platz. Einer Mutter, die sich nie leben durfte, denn wir sind ja nicht bei "wünsch dir was". Man hat zu funktionieren, man hat für Sicherheit zu sorgen. Man hat sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. "Wir haben das früher alles geschafft, wenn nicht noch viel mehr und sind nicht im Burn out gelandet", "stell dich nicht so an, hast eh alles was du brauchst" sind Sätze die bei solchen Konstellationen sehr häufig fallen.

So werden wir groß. Lernen uns nicht so anzustellen, uns nicht so wichtig zu nehmen, nicht zu hinterfragen. Je gläubiger der Haushalt desto wichtiger auch noch der Gehorsam. "Das war immer so, das ist so" will aber mal gelebt werden. Wir lernen zu funktionieren. Wir sind ja gute Kinder. Kinder die Mama und Papa keine Schande bereiten wollen indem wir anders sind. Indem wir eigenständig denken und eigenständig einen Weg zu gehen versuchen. Wir haben gelernt dass man nicht aus der Gesellschaft ausbrechen darf denn das ist gefährlich. Und .. es macht Mama und Papa unglücklich.

So verharren wir dann oft in Situationen die uns nicht guttun. Die so gar nicht das sind was wir eigentlich wollen. Wir spüren das, aber wir haben nie gelernt dass wir das auch zulassen dürfen. Wir decken es zu mit vielerlei Alltagaktivitäten oder mit viel Arbeit. Damit wir ja nicht in die Verlegenheit kommen zu spüren. Denn was machen wir denn dann mit diesem Gefühl von Einsamkeit oder dieser gähnenden Leere? Das tut ja jetzt nun wirklich nicht gut, da geh ich doch lieber gleich mal laufen oder ins Fitness Center. Oder ich trinke mich darüber hinweg. Wenn das auch nicht hilft gibt's sicher noch einen anderen Kick .. oder eben die guten Ratgeber. "Erschaffe dir deine Wattewolke nur mit Gedankenkraft.", "wünsch dir dein Glück vom Universum", oder hol dir deinen Engel. Irgendjemand wird's schon für dich richten.

Ich mag die Kraft der positiven Gedanken, aber sie müssen in unsere Biographie passen. Sie müssen einhergehen mit einer Veränderung. Mit einem Schritt näher an dich selbst. Krisen ( und ein Ausbruch unterdrückter Gefühle oder Krankheit ist wahrlich eine Krise ) bergen immer Chancen auf Veränderung. Da brodelt die Erde, da will Ungelebtes raus! Da wollen unterdrückte Gefühle mal gespürt werden! Da klopft der Zorn des kleinen Kindes das nicht gesehen und/oder wahrgenommen wurde an die Tür! Und der will dann nicht eine Ladung Engelsspray ins Gesicht bekommen (-;

Das heißt natürlich nicht dass wir mit hochrotem Kopf zu Hause antanzen und unseren Eltern die geballte Ladung vor den Latz knallen müssen. Das ist oft gar nicht möglich und meines Erachtens nach auch nicht notwendig. Es geht darum diesen Zorn oder die Traurigkeit einfach mal zuzulassen. Einfach mal wahrzunehmen dass es da Gefühle gibt, die nie gespürt werden durften. die nie sein durften. die uns auch sehr stark gemacht haben, uns auf der anderen Seite aber auch immer wieder enorm schwächen oder uns auch krank machen. Ungelöste Scham- und Schuldgefühle zeigen sich sehr häufig in Form eines kranken Körpers.

Das ist jetzt natürlich ein Thema das so gar nicht zum Weihnachtsfamilienfrieden passt. Und so gar nichts von Weihrauchräucherstimmung hat. Im Außen zumindest nicht. Im Grunde ist es die Basis für deinen Frieden .. und der ist deine Basis! Nicht nur zu Weihnachten (-;

Lass es dir gutgehn .. und .. trau dich dich zu spüren!

Daniela
www.entspannung-im-hof.at

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