Dienstag, 9. Februar 2016
Fasten oder dein vollgestopfter Kasten
Heute ist Aschermittwoch. Das bunte Faschingstreiben hat ein Ende und die Fastenzeit beginnt. Die Vanillekipferl sitzen noch auf den Hüften, die geschlemmten Krapfen steuern den ein oder anderen weiteren Ring am Bauch bei. Die amüsiert genossenen Achterl Wein sorgen für ein bisserl Wasser in den Beinen. Vom Feeling her sind wir gerade mit dem Michelinmanderl verwandt (-;
Aber macht ja nichts, jetzt beginnt ja die Fastenzeit. Da werden sie schon purzeln, die Kilos. Ob christlich gläubig oder nicht, jetzt ist ein herrlicher Zeitpunkt um sich ein wenig zu kasteien. Im Kollektiv geht das immer leichter. Da sieht einem niemand schräg an wenn man kein Achterl mittrinkt, oder das Dessert verweigert.
Generell natürlich eine wunderbare Sache. Fasten befreit. Erwiesenermaßen Körper wie Geist. Vor allem dann, wenn man Zeit hat. Sich Zeit nimmt. Wenn man den Weg von schwarz auf weiß einschlägt, also von einem Extrem ins nächste hüpft passiert vor allem mal eines, der Körper hat Stress! Der Körper ist ein Gewohnheitstier und möchte bitte in Balance bleiben. Auch wenn die Denkbar ungesund ist. Zucker schafft Abhängigkeiten, ebenso Kohlehydrate. All die netten und wohlschmeckenden Alltagssünden verschaffen dem Körper kleine bis größere Rauschzustände und die will er bitte nicht aufgeben.
Was passiert also wenn wir ihn so plötzlich auf Entzug setzen? Er rebelliert. Aber dafür bekommt er jetzt eine schnelle Detoxkur. Grade hoch im Trend, geht schnell, kostet viel, wirkt also sicher Wunder (-; Daneben arbeiten wir auf Hochtouren, schlafen zu wenig und reduzieren nicht auf allen Ebenen. Im Endeffekt wird das Ergebnis eventuell kilotechnisch erwünscht, aber in Summe kein sonderlich befriedigendes sein. Denn ein sehr wichtiger Teil des Fastens wurde nicht mit einbezogen. Reinigung des Geistes. Dieser wunderbare weitere Effekt des Runterkommens, Klärens, wieder bei sich Ankommens hatte keine Chance. Das braucht nämlich Zeit und geht nicht so nebenbei mit einem Smoothie. Das versprochene innere Strahlen wird sich eher nicht zeigen und statt dem ebenso versprochenen wunderbaren Hautbild werden sich wahrscheinlich eher Hautunreinheiten zeigen. Wie gesagt, der Körper hat Stress. Auch der Kopf hat Stress, denn das Denken besteht jetzt für einige Tage oder Wochen vorrangig aus "ich darf nicht", "das Gift muss aus dem Körper". Auch etwas, das nicht sonderlich entspannt.
Ich finde fasten toll! Ich stelle nur in Frage ob diese momentan herrschende Entgiftungshype hält was man sich von ihm verspricht. Ob diese Enge im Denken, und Verbote sind eine enorme Enge, wirklich schafft den Kopf zu klären und den Horizont zu erweitern. Ob es wirklich notwendig ist, einen mehr oder minder gesunden Körper zu entgiften. Wir haben Organe die für derlei Prozesse zuständig sind und die arbeiten in einem soweit gesunden Körper auch ausreichend. Es wird ausgeschieden was ausgeschieden gehört, und behalten was notwendig und wichtig ist. Es macht für mich wenig Sinn, dem Körper Notwendiges in den Nahrung zu entziehen und dafür Spurenelemente zu sich zu nehmen. Es macht auch wenig Sinn rigoros alles zu streichen. Und ich bin immer noch beim soweit gesunden Körper. Bei Krankheiten sieht es völlig anders aus. Nach langen Strecken von Medikamenteneinnahme hat der Körper maximale zusätzliche Belastungen und gehört natürlich unterstützt. Nach langen Strecken des nicht auf sich Achtens auch. Aber nicht in einer 3 oder 5 Tage Blitzkur.
Fasten ist eine Zeit des Aufräumens und Ausmistens. Ausmisten braucht Zeit. Wenn ich den Körper mit einem vollgeräumten Schrank vergleiche, werde ich beim Ausmisten auf Dinge stoßen, die ganz hinten oder unten liegen. Die ich dorthin verbannt habe, weil ich mich damit nicht oder noch nicht auseinandersetzen wollte. Weil ich noch nicht bereit war ihnen den würdigen Platz zu geben oder mich von ihnen zu trennen. So ist es auch mit dem Körper. Es werden Emotionen aufkommen, wenn ich ihnen den Raum gebe, sie aufkommen zu lassen. Emotionen, die ich nicht spüren will und wollte, die ich nach hinten geräumt habe, aber immer noch mit mir herumschleppe. Die werde ich nicht spüren wenn ich kurz im Kasten staubwische.
Nehmt euch Zeit! Seht euch an was sich in so in eurem Kasten tut. Was hab ich da, wie fühlt es sich an und vor allem: brauch ich es noch?
Dann wird auch der Kopf frei und es stellt sich dieses wunderbare Gefühl von Freiheit und Freigeist ein (-:
Gut ausmist!
www.entspannung-im-hof.at
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